Die Lyrik Georg Trakls anhand exemplarischer Beispiele
Georg Trakls lyrische Entwicklung lässt sich am besten in vier Phasen unterscheiden, die der Dichter zu seinen Lebzeiten durchlaufen hat. Die erste Phase steht noch unter den Einflüssen von Symbolismus sowie Impressionismus, die sich größtenteils in Trakls Jugendwerk (bis etwa 1909) wiederfinden lassen.
Ab 1909 wirkt seine Lyrik insgesamt reifer und ist deutlich von der Epoche des Expressionismus beeinflusst, dessen offensichtliche Merkmale, wie z.B. die Vision einer Apokalypse oder der zunehmende menschliche Verfall, sich fortan durchgehend in der traklschen Lyrik wiederfinden lassen. Diese zweite Phase dauerte bis etwa 1912 an und geht fließend in die dritte Phase, die vollends aus dem Gedichtband Sebastian im Traum besteht, über. Ab da an bekommen seine Gedichte neben den (für Trakls Lyrik bis dahin) neuen mythologisch und religiösen Motiven, auch formal eine erkennbare Wandlung. Insgesamt zeigen seine Gedichte einen Reifeprozess zu freien Rhythmen auf, die zu dieser Phase (1912-1914) für eine Verschärfung des psychischen Zustands bei Trakl sprechen könnten.
Die mit Abstand kürzeste aber zugleich auch ausdrucksstärkste Schaffensperiode stellen die Kriegserlebnisse dar, die Trakl in seinen letzten beiden Gedichten Klage und Grodek verarbeitete. Des Weiteren lassen sich in jene vierte Phase noch sieben weitere Gedichte datieren, die Trakl zwischen Juni und Oktober 1914 z.T. bereits während seines freiwilligen Kriegsdienstes, fern von Innsbruck, schrieb.
Wichtig bei den folgenden Phasen ist die Tatsache, dass diese periodische Einordnung nicht als starre Entwicklung der traklschen Lyrik verstanden werden darf. Einzelne Auffälligkeiten unterschiedlicher Phasen ziehen sich z.T. durchgehend durch seine Lyrik, andere sind wiederum nur in bestimmten Abschnitten seines Gesamtwerks nachweisbar.