Die Lyrik Georg Trakls anhand exemplarischer Beispiele
Georg Trakl war vor dieser Facharbeit für mich ein Mysterium aus unzähligen Metaphern
und Chiffren. Seine Lyrik, für den Normalbürger eigentlich nicht zu verstehen, beschreibt
in teilweiser absoluter Hermetik sein Leben aus Drogen, Depression und Beziehung zu seiner
Schwester.
Letztendlich muss man sich fragen, inwieweit dieser Autor überhaupt in die Epoche des
Expressionismus passt. Seine Gedichte erscheinen anders als jene von zeitgenössischen
Autoren wie eines Georg Heym oder Franz Werfel. Das hat sicherlich auch mit dem
kleinen Kreis aus Vertrauten zu tun, mit denen Trakl literarisch verkehrte. Kontakt
zu anderen Größen seiner Zeit gab es kaum, sodass sich seine Lyrik getrennt und
unbeeinflusst von anderen Expressionisten entwickelte.
Als absolut einzigartig erweisen sich auch seine Familienverhältnisse. Aufgewachsen
in einer für damaligen Verhältnisse noch typischen Großfamilie, ist die Mutter früh
drogenabhängig. Mit seiner Schwester beginnt er eine geheime Liaison, aus deren
Abhängigkeit er sich sein Leben lang nicht mehr befreien kann. Er selbst wird
depressiv, trinkt Alkohol, nimmt Drogen und macht seine Schwester nebenbei in
demselben Maße (unabsichtlich) abhängig. Sein halbes Dasein bettelt er bei
seinen Freunden Ludwig von Ficker, Erhard Buschbeck oder Karl Röck um Geld,
das er seinen Gläubigern eigentlich nicht mehr zurückzahlen kann. Und das Ganze
nur, um zumindest für einige Stunden im Delirium der Realität zu entfliehen.
Für mich erwies sich diese Facharbeit darüber hinaus als nützlich, um meine
literarischen Kenntnisse im Bereich der französischen Lyrik und der russischen
Literatur weiter auszubauen. Verständnis für Trakls Werk erforderte Kenntnisnahme
von literarischen Größen à la Baudelaire und Rimbaud sowie eine Übersicht über
Dostojewskis Werk, das mit dem französischen Symbolismus den größten Einfluss auf
Trakl ausmachte.